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Yoshika Colwell: On The Wing (Review)
Artist: | Yoshika Colwell |
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Album: | On The Wing |
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Medium: | LP/Download | |
Stil: | Singer/Songwriter, Folk-Pop, Indie-Pop |
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Label: | Blue Flowers | |
Spieldauer: | 46:05 | |
Erschienen: | 25.07.2025 | |
Website: | [Link] |
Obwohl die britische Songwriterin YOSHIKA COLWELL bereits im Alter von 15 Jahren begann, erste Songs zu schreiben, legt sie erst jetzt – mit 32 – ihr Debütalbum „On The Wing“ vor. Der Weg zur Musik war für sie nach eigener Aussage eine lange, gewundene Straße, auf der sie erstmal zu sich selbst finden, sich ausprobieren und entwickeln musste, bevor sie sich daran machen konnte, die Erlebnisse und Erfahrungen ihrer 20er nun in einer Art an die Zeit gebundenen Reisebericht musikalisch einzufangen, weswegen sich die Songs nicht an Lokalitäten, sondern an bestimmten Momenten ihrer Biographie festmachen. Sie selbst betrachtet das Album als „eine Art Schrein für all die entscheidenden Erfahrungen, die mich in meinen Zwanzigern geprägt haben“.
Musikalisch wird YOSHIKA COLWELL gerne schon mal als Next Big Thing in Sachen Folkmusik gehandelt, was sich wohl daraus erklärt, dass sie ihre melancholischen Selbstfindungs-Elegien in meist akustischen Arrangements verpackt darbietet. Das greift freilich dann doch zu kurz, was schon alleine dann deutlich wird, wenn sie ihre Inspirationsquellen auflistet, welche dann von JONI MITCHELL über KATE BUSH, TALK TALK und KEITH JARRETT bis zu LEFTFIELD und Trance-Musik reichen. Nicht etwa, dass man das den Songs ihrer LP direkt anhören würde, aber etwa der Umstand, dass sie noch vor deren Veröffentlichung eine EP namens „This Weather“ mit dem Improvisations-Künstler und Elektronikspezialisten SAM BESTE alias THE VERNON SPRING einspielte, zeigt, dass es mit der Bedsitter- und Lagerfeuer-Romantik, die heutzutage mit dem Begriff 'Folkmusik' assoziiert wird, in diesem Fall nicht weit her sein kann.
Stattdessen bedient sich YOSHIKA COLWELL einer Ästhetik, die stärker von Laurel-Canyon-, Jazz-, Ambient- und Indie-Pop-Vibes geprägt ist, als vom Folk. Eine klassische Geschichtenerzählerin ist sie trotzdem nicht. In ihren melancholisch-nachdenklichen Elegien schildert sie ihre Empfindungen, Beobachtungen und Emotionen in poetisch ausgeführten Vignetten, welche reich bestückt sind mit Allegorien und Metaphern, die oft schlicht und ergreifend von der Natur geprägt sind, wie beispielsweise der Titeltrack „Fighting On The Wing“, in dem die Songwriterin Vögel beobachtet und über dieses Bild zum Thema des Albums fand, wobei der besungene Flügel im Titel für sie ein Sinnbild dafür ist, befreit über den Dingen stehen zu können, ohne sich etwa direkt einbringen zu müssen.
Viele der Songs handeln von romantischen Beziehungen, die nicht funktionierten, weil es ihr schwer fällt, irgendwo verweilen und sich zu etwas verpflichten zu können. Das betrachtet Colwell als zentrales Thema ihrer 20er, in denen sie oft unstet von Ort zu Ort gewandert ist. Nachdem sie aber über die Songs des Albums diese Zusammenhänge analysieren und verarbeiten konnte, ist sie heute in der Lage, die Erkenntnis, dass sich gewisse Dinge sowieso nicht mehr ändern lassen, auch mit einem Augenzwinkern akzeptieren zu können, wie in „There's Got To Be A Loser Babe“, dessen erlösende und hoffnungsvolle Note sich auch musikalisch über ein von Chor- und subtilen Streicher-Arrangements sowie psychedelische Steel-Gitarren-Sounds geprägtes Chamber-Pop-Kleinod erschließt.
Überhaupt ist es YOSHIKA COLDWELL wichtig, ihre Songs nicht etwa im „musikalischen Selbstmitleid“ zerfließen zu lassen, sondern stets auf eine hoffnungsvolle und teilweise sogar kämpferische Note zu achten. So auch im Titeltrack „Fighting On The Wing“, der in Form einer Indie-Pop-Ballade mit recht abrasiven Gitarren-Sounds und psychedelischen Effekten aufwartet.
Nachdem YOSHIKA COLWELL mit diesem Debüt-Album die Bestandsaufnahme ihres Lebens in den 20ern abgeschlossen hat, wird es interessant sein zu beobachten, wie sich ihre musikalische Zukunft entwickelt. Dem Vernehmen nach war sie sehr angetan von den Erfahrungen, die sie bei dem improvisatorischen Projekt „My Weather“ mit THE VERNON SPRING sammelte und könnte sich vorstellen, diese auch in ihre eigenen Projekte zu übertragen. Das könnte spannend werden.
FAZIT: Mit „On The Wing“ erschuf YOSHIKA COLWELL ein klassisches Singer/Songwriter-Album mit einer erstaunlichen stilistischen Bandbreite, brillantem Songwriting, hinreißenden melodischen und harmonischen Ideen und einem schlüssigen inhaltlichen Konzept, das für Freunde dieser Art von Musik kaum Wünsche offenlässt – außer vielleicht dem, dass die LP irgendwann doch noch mal als CD aufgelegt wird.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- On & On
- Last Night
- In Bloom
- Turn My Face Away
- It'll Never Be Enough
- Into The Water
- There's Got To Be A Loser Babe
- Fighting On The Wing
- A Poem About Walking
- Once In A Blue Moon
- Maybe
- Bass - Ben Reed
- Gesang - Yoshika Colwell
- Gitarre - Yoshika Colwell, Joe Harris
- Keys - Oli Bayston
- Schlagzeug - Liam Hutton
- Sonstige - Joe Harvey-Whyte (Pedal Steel)
- On The Wing (2025) - 13/15 Punkten
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