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Mars Mushrooms: Funerals And Carnivals (Review)

Artist:

Mars Mushrooms

Mars Mushrooms: Funerals And Carnivals
Album:

Funerals And Carnivals

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Psychedelic- und Post-Kraut-Rock

Label: recordJET
Spieldauer: 41:37
Erschienen: 16.05.2025
Website: [Link]

„Unsere Musik lebt von Spontaneität und der Freude am Improvisieren. […] So kann eigentlich keine Langeweile aufkommen. [...] Ich glaube, der eigentliche Grund, warum wir auch nach 25 Jahren immer noch zusammen Musik machen, ist der, dass wir Freunde sind.“ (Michi von den MARS MUSHROOMS im Interview mit Musikreviews.de)

Eins ist klar: Wenn GRATEFULD DEAD noch mit dem leider viel zu früh im Jahr 1995 verstorbenen Jerry Garcia unterwegs wären, dann würden sie ihre Joints mit echten MARS MUSHROOMS aus Deutschland stopfen und mit tiefen musikalischen Zügen durchziehen. Denn wenn es heutzutage eine Band im Land der alten weißen Männer (Darauf muss man wirklich erstmal kommen...) gibt, die ihre psychedelische, folkige und krautrockige Jam-Musik nicht nur leidenschaftlich spielt, sondern auch (wie in der Vergangenheit) lebt, dann sind es die MARS MUSHROOMS, die ihre Leidenschaft sogar so weit vorantreiben, jährlich ein Jamkraut-Festival aus dem Boden zu stampfen, das vor Idealismus, aber auch Professionalismus seinesgleichen sucht. Und das weltoffen wie tolerant jedem gegenüber ist, der nichts Anderes will, als friedlich gute Musik zu genießen und dabei er selbst sein zu dürfen.


In unserem zwei Jahre zurückliegenden Interview mit den MARS MUSHROOMS erfuhren wir nach deren letztem Album, dass es einer ihrer größten Wünsche ist, auch ihr neues Album endlich wieder auf Vinyl verewigen zu können, so kostenintensiv diese Absicht gerade bei solcher Musik und Eigenständigkeit ist, da man eben kein großes Label im Rücken hat. Ach egal! Eigentlich reicht es doch, an sich und das, was man musikalisch so verzapft, zu glauben! Und in dieser Beziehung stimmt bei den kräutrigen Marsianern schlicht alles – beginnend bei der innigen Freundschaft und endend in der hochexplosiv leidenschaftlichen Musik.


Ja! Und hier ist es tatsächlich, das Vinyl-Album: „Funerals And Carnivals“ auf dem schwarzen Gold der zwei Rillen, hinter denen sich in puncto MARS MUSHROOMS auch die schönsten Klänge verbergen und außerdem eine fein gestaltete LP-Innenhülle mit allen Texten rund um den das LP-Cover zierenden Gevatter Tod, der wohl seine Vorliebe für Eiskugeln in der Keks-Eistüte und Zuckerwatte entdeckt hat. Ein echter Feinschmecker eben, wenn er sonst doch immer nur auf Dörr- statt Frischfleisch zurückgreifen kann. Irgendwie erklärt sich hierin schon der etwas morbide und makaber wirkende Album-Titel „Funerals And Carnivals“.

Jedenfalls darf bei „Funerals And Carnivals“ (fast) nur Beifall geklatscht werden. Und das macht die Jam-Band dann auch gleich mit „Clap Your Hands“ auf dem zweiten Song ihrer insgesamt sechs Songs umfassenden LP.


Getreu dem Motto: „Abwechslung zählt und es gibt im Krautrock keine Tabus“, gehen die MARS MUSHROOMS wagemutig an ihr aktuelles Album heran. Eröffnen es mit einer eingängigen, im Grunde radiotauglichen Rocknummer, die textlich mit „Cabin“ in Horror-Gefilden wildert: „It don't matter where you're from in that cabin on the hill.“
Wollen wir das wirklich erfahren?
Besser nicht – denn unser Zuckerwatte- und Eisliebhaber könnte sich sichelbewaffnet dort vielleicht erwartungsvoll versteckt haben...

Und thematisch wird es nicht hoffnungsvoller, aber musikalisch bleibt's herrlich abwechslungsreich, wenn wir in „Soil“ uns voll und ganz den Wurm-Kulturen hingeben müssen, die uns im Untergrund erwarten.


Das Album-Highlight von „Funerals And Carnivals“ wartet dann allerdings auf der LP-B-Seite, in die wir erst einmal völlig überraschend und im Grunde recht abwegig mit Klängen eingestimmt werden, die wir so noch nie von dieser Band hörten bzw. erwarteten. Oh ja, auf „Whiskey And Tears“ schleichen sich tatsächlich traurig gestimmte Country-Rhythmen ein, während das lyrisch singende Ich weh- und whiskey-voll feststellt, dass doch eine Träne in sein hochprozentiges Getränk getropft ist und dieses mit Trauer 'versalzt'. Dazu schrammeln eine Steal Guitar und eine scheppernde Snaredrum, während ein Bar-Piano andächtig klimpert. Im Grunde möchte man gleich mitweinen – und fühlt sich ein wenig erinnert, an eine Kult-Serie seiner Kindheit – nämlich „Ein Colt für alle Fälle“ und deren Titelmelodie.


Doch gleich darauf erwartet uns das Highlight und Titelstück zugleich. Rein instrumental, indianisch beginnend mit einem Didgeridoo und sich dann schwebend in fein psychedelische Krautrock-Gefilde erhebend, in die feine Melodien, die einen ebenfalls an irgendeine 70er-Jahre-Sendung und zugleich an die gute Claptonsche „Laila“ erinnern, geflochten werden, bis diese nach knapp vier Minuten im hawkwindschen Space-(Gitarren-)Kosmos verschwinden, um kurz darauf wieder zurückzukehren und nach gut acht Minuten und einem angejazzten Vocoder-geschwängerten Abstecher alle Beerdigungs- und Karneval-Zeremonien abschließen.

Danach wirkt das traurige „Arkansas“ und die Liebeserklärung, die in einem Abschiedsdrama endet, fast ein wenig verloren – und hätte vielleicht von der Anordnung her vor dem megastarken Instrumental platziert werden sollen.
Da sich „Arkansas“ aber zu einer Hymne, wiederum mit kurzem Bar-Jazz-Zwischenspiel, erhebt, werden sich die MARS MUSHROOMS wohl gedacht haben: Hymne geht immer und ist ein echt erhabener Abschluss für ein besonderes Album.

Am Ende ist man tatsächlich traurig.
Weil das Album trotz der 42 Minuten Laufzeit viel zu zeitig zu Ende geht. Bitte mehr, viel mehr von dieser süchtig machenden Musik.
Bei diesen MARS MUSHROOMS wirkt jeder noch so tiefe Zug für bewusstseinserweiterte Ohren!


FAZIT: Wenn die MARS MUSHROOMS ihren musikalischen Kräuter-Cocktail auf Beerdigungen und Karnevals entfalten, dann legt man sich gerne in jeden Sarg und lässt sich unwidersprochen die Krautrock-Narrenkappe aufsetzen. „Funerals And Carnivals“ zeigt eine in sich gewachsene Band, die seit mehr als ein Vierteljahrhundert gemeinsam Musik macht und mit jedem Album reift. Wer hier nicht an GRATEFUL DEAD denkt, der ist wohl mehr auf Radio- als auf Jam-Rock-Pfaden unterwegs, denn die Musik-Särge, die MARS MUSHROOMS auf „Funerals And Carnivals“ öffnen, lassen genau diese 'dankbaren Toten' wiederauferstehen und führen diese in eine mitunter noch lebendigere Richtung, aus der sogar die Lasso-schwingenden Cowboys ihren Country-Soundtrack serviert bekommen.


Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 329x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Seite A (23:15):
  • Cabin (9:31)
  • Clap Your Hands (3:58)
  • Soil (9:46)
  • Seite B (18:22):
  • Whiskey And Tears (3:18)
  • Funerals And Carnivals (8:25)
  • Arkansas (6:39)

Besetzung:

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