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Echolyn: Time Silent Radio VII (Review)

Artist:

Echolyn

Echolyn: Time Silent Radio VII
Album:

Time Silent Radio VII

Medium: CD
Stil:

Progressive Rock und Art Pop

Label: Echolyn Inc./Just For Kicks
Spieldauer: 45:39
Erschienen: 04.04.2025
Website: [Link]

Getreu dem Remarque-Klassiker „Im Westen nichts Neues“ darf gerne auch für den zweiten Teil von „Time Silent Radio“, also „Time Silent Radio VII“ (Die 'VII' bezieht sich auf die Anzahl der Songs!) bemerkt werden: Bei ECHOLYN ebenfalls nichts Neues, dafür aber wie bereits bei „Time Silent Radio II“ wiederum richtig Gutes.
Sieht man einfach mal davon ab, dass wir es dieses Mal mit sieben anstatt nur zwei Songs zu tuen bekommen, so bewegt sich die Atmosphäre, Spannung und Komplexität auf genau der Ebene wie „Time Silent Radio II“, sodass die Frage gestattet sein sollte, warum die Prog-Amis die beiden ausschließlich einzeln erhältlichen CDs nicht als ein Doppel-Album veröffentlichten. Denn egal, ob es nun um die Musik oder die Gestaltung oder das lyrische Konzept, ja sogar um die Laufzeiten von gut einer Dreiviertelstunde geht. Alles ähnelt sich. Was einerseits wirklich erfreulich ist (die musikalische Qualität), aber andererseits auch ärgerlich (die Vergeudung von Rohstoffen und Preisintensität bei der Anschaffung).


Und wenn die Jungs schon ihr 30-jähriges Jubiläum feiern, dann hätten sie, wenn schon denn schon, gleich konsequent drei stille Radio-Alben – für jedes Jahrzehnt eins – veröffentlichen sollen.
Haben sie aber nicht.
Denn so groß ist die Ideenvielfalt wohl doch nicht. Denn wer sich für seine Veröffentlichungen grundsätzlich so viel Zeit wie ECHOLYN lässt, der kann nicht auf einmal innerhalb eines Jahres seine bedächtig wartende Fan-Gemeinde schlicht mit gleich mehreren Alben überfluten.

Was also ist anders auf „Time Silent Radio VII“ ausgefallen?
Da wäre die Eingängigkeit und Melodiösität der Songs. Die ist offensichtlich stärker ausgeprägt, während die Komplexität deutlich zurückgefahren wird, aber bei Weitem natürlich nicht entfällt.
Mehr Art Pop als Progressive Rock gibt’s hier um die Ohren – und egal, was ECHOLYN anpacken und in welche Richtung sie sich bewegen. Die Amis haben's echt drauf. In diesem Sinne sind es die ruhigeren Momente, die auf „Time Silent Radio VII“ abgefeiert werden. Eben die so feierlich besungenen „Silent Years“, welche wohl nicht umsonst an BARCLAY JAMES HARVEST oder das ELECTRIC LIGHT ORCHESTRA und MANFRED MANN'S EARTHBAND erinnern.


Gleich der Album-Opener „Radio Waves“ könnte von einer halbwegs mutigen Radio-Station über deren Äther gejagt werden. Denn in dem Song versteckt sich nicht nur eine Hookline, sondern auch extrem starker Gesang und ein begeisterndes Feeling, das allerdings von einem ziemlich finsteren Text konterkariert wird. Auf jeden Fall echt stark und ohne jegliche Fremdscham ein klasse Song, der sich da über sieben Minuten hin entfaltet.

Dann wird aber bereits mit „Silent Years“ samt grandiosen Satzgesängen die deutlich komplexer Schiene aufgefahren. Erinnerungen an CARAVAN werden wach – so wie dem gesamten Album tatsächlich verstärkt der Canterbury-Stil innewohnt.

Doch so weit waren wir schon.
Viel, viel weiter geht es aber nicht.
Denn ECHOLYN achten konsequent darauf, diese Stimmungen auf dieser CD intensiv auszuleben. Das wirkt entspannender und harmonischer und hymnischer.
Textlich können sie aber auch ziemlich wütend werden und überbrodeln. So wie in „On We Blur“, wenn sie selbst ihre Erdbebenphantasien an Grenzen stoßen sehen: „Tried to be an earthquake / shaking boulders on a hill / But fucking mountains never falling...“

Doch zum Glück taucht voller Optimismus am Ende der „Tiny Star“ auf, der nicht nur hell leuchtet, sondern die letzte Botschaft verkündet, dass sich in all der bedrückenden Schwere immer auch etwas Wunderschönes in dessen Zentrum entfaltet. Ein glitzernder Diamant und ein inneres Leuchten. Und der Ort, wo du dieses Licht findest, ist ganz einfach: In dir!

Ein herrlich hoffnungsvolles Ende, dessen Inspiration wohl maßgeblich in der Arbeit des singenden Texters Ray Weston entspringt, der in einer medizinischen Einrichtung tätig ist, die Alzheimer-Patienten betreut. Das prägt – nicht nur den Menschen sondern auch die Texte, deren Thema sich bereits in den Album-Titeln widerspiegelt: die Zeit!


FAZIT: Sie klingen einzig und allein nach ECHOLYN und im Grunde nicht nach irgendwelchen Vorbildern, die man immer wieder gerne zum Vergleich im Rahmen der Prog-Szene angibt. Und das gilt für „Time Silent Radio VII“ gleichermaßen wie für „Time Silent Radio II“. Ein paar entfernte Ähnlichkeiten lassen die Prog-Amis immer mal wieder durchschimmern, aber in Summe gehen sie mit einer Eigenständigkeit ans Werk, dass man ab sofort ECHOLYN gerne bei neueren, sich etablierenden Prog-Bands selber als Vergleichswert angeben kann. ECHOLYN klingen wie ECHOLYN und keinen Deut anders! Und damit klingen ECHOLYN nicht nur selbstbewusst und authentisch im breiten Umfeld des Progressive Rock und Art Pop, sondern zugleich richtig gut.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 101x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Radio Waves
  • Silent Years
  • Cul-de-sacs & Tunnels
  • Boulders On Hills
  • Our Brilliant Next
  • On We Blur
  • Tiny Star

Besetzung:

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